Dieses Sprichwort zeigt sehr gut mein Verständnis einer gelingenden Psychotherapie: Probleme, seelisches Leid und Krankheiten verstehe ich als Krisen, die immer auch die Chance für Wachstum und Veränderung beinhalten.
Meine Rolle als Psychotherapeutin sehe ich darin, Menschen in solchen Situationen zu helfen, die einmalige Chance ihrer Krise zu verstehen, neue Erfahrungen anzunehmen - um sich als Mensch zu "ent - wickeln" und daran zu reifen.
Im Folgenden lesen Sie eine Auswahl aus meinem in Jahrzehnten gewachsenen psychotherapeutischen "Handwerkskoffer", mit dem ich Sie auf diesem Weg begleite:
Die Grundannahme der Tiefenpsychologie ist, daß es unter der Oberfläche unseres Bewußtseins tiefere Schichten der Psyche gibt, in der unbewußte Prozesse und Konflikte ablaufen, die ursächlich für die Entstehung von psychischen Krankheiten und Störungen verantwortlich zeichnen.
So ist es das Ziel der Tiefenpsychologie, daß Menschen ihre unbewußten Konflikte, Verhaltens- und Gefühlsmuster erkennen, um sie aus ihrem "Schattendasein" zu holen, damit sie sich verändern und lösen können (siehe auch "Teile-Arbeit"). So kann der Mensch letztlich auf einer bewußteren und reiferen Ebene mit seinen Lebensthemen umgehen, statt den Umweg über Ängste, Depressionen oder körperliche Erkankungen zu gehen.
Ein "Trauma", genau genommen eine Posttraumatische Belastungsstörung, kann entstehen durch einen Unfall, plötzlichen Tod von Angehörigen, insbesondere Kindern, Gewalterfahrungen (körperliche Angriffe, sexuelle Gewalt, sexueller Mißbrauch), körperliche Erkrankungen (Krebs, Herzinfarkt), schwere Geburtserfahrungen, medizinische Eingriffe, Mobbing-Erfahrungen, u.ä.
Traumatische Erfahrungen sind plötzliche oder langanhaltende bedrohliche Ereignisse, die als so intensiv und streßauslösend empfunden werden, daß sie die aktuellen Verarbeitungsmöglichkeiten und Strategien der Bewältigung des Menschen völlig überfordern und als sog."Trauma" verarbeitet werden. Der Mensch erlebt völlige Hilflosigkeit, intensive Angst bis Todesangst und Kontrollverlust. Ca. 1/3 der Menschen, die eine traumatische Erfahrung erleben, entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung, die behandlungsbedürftig ist und ihr gegenwärtiges Leben empfindlich stört.
Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung können sein: erhöhte Schreckhaftigkeit, erhöhte Wachsamkeit, Flashbacks, sich aufdrängende Nachhallerinnerungen an das Trauma, depressive Verstimmungen bis hin zu Suizidalität, Ängste, Alpträume, Vermeiden von traumanahen Situationen, sozialer Rückzug u.ä. Diese Symptome können unmittelbar nach der Traumaerfahrung auftreten, aber auch erst Wochen oder Monate später.
Die Therapie von Traumafolgestörungen braucht eine sehr spezifische therapeutische Vorgehensweise. Denn die neurobiologische Speicherung eines Traumas im Gehirn ist völlig anders als die Speicherung von nicht-traumatischen, belastenden Erfahrungen.
Mit Hilfe von speziell dafür entwickelten Trauma-Therapien (wie EMDR, PITT und Brainspotting) kann die Traumafolgestörung so behandelt werden, daß das Erlebnis verarbeitet und integriert werden kann.
Der Mensch hat zwar nur einen Körper und eine Persönlichkeit, aber die Vorstellung hat sich als hilfreich bewährt, daß es in jedem Menschen verschiedene Persönlichkeitsanteile gibt, auch Ego-States genannt oder Ich-Zustände. So kennt fast jeder den berühmten Konflikt zwischen "Verstand" und "Bauch", z.B. sagt der Verstand: "Du solltest Dich gesund ernähren!" und der Bauch sagt "Ich hab Lust auf Schokolade." - und schon haben wir möglicherweise zwei Persönlichkeitsanteile, die im Konflikt miteinander sind, der "Vernünftige" und der "Genießer".
Ein sehr wichtiger Ich-Zustand in der Therapie ist der kindliche Ego-State, häufig das "Innere Kind" genannt, in dem sich bestimmte Kernerfahrungen, die wir als Kinder gemacht haben, zu einem Ich-Zustand verdichten, so z.B. zu dem abgelehnten kindlichen Ego-State, der das Gefühl hat: " Ich bin nicht liebenswert.", oder der überforderte kindliche Ego-State, der das Gefühl hat: "Ich bin schwach und hilflos."
Darüber hinaus gibt es gesunde Ich-Anteile (z.B. der innere liebevoll fürsorgliche Elternteil), ungesunde Ich-Anteile (z.B. der innere Richter oder Kritiker) sowie abgespaltene Ich-Anteile (entstehen bei frühen oder anhaltenden Traumatisierungen und sind i.d.R. unbewußt).
Die "innere Familie", also dieses innere Teile-System ist für jeden Menschen einzigartig.
Das Ziel der Teilearbeit ist, mit den ungesunden wie auch abgespaltenen Teilaspekten der Persönlichkeit sehr anschaulich, z.B. mit Stühlen oder inneren Bildern, auf heilsame Weise in Dialog zu treten. Es geht darum, sie anzuhören und "nachreifen" zu lassen, damit sie sich im Idealfall als Kraftquellen in die Gesamtpersönlichkeit des heute Erwachsenen integrieren können, statt ihn zu blockieren.
Wenn es Probleme innerhalb einer Familie gibt, dann ist aus systemischer Sicht nicht der Einzelne z.B. das Kind oder nur der Partner "krank", sondern die Beziehung und die Interaktion zwischen dem Eltern(-teil) und dem Kind kranken. Systemische Therapie lenkt das Hauptaugenmerk auf die Beziehung zwischen den beteiligten Menschen, sie deckt ungünstige oder krankmachende Interaktionsmuster auf und sucht, diese in gesundheitsfördernde zu verwandeln.
In der systemischen Sichtweise wird die Ursache einer seelischen Störung nie im Einzelnen alleine, sondern immer im Zusammenhang zum System des Menschen gesehen, in dem er lebt und lebte, d.h. seiner Familie, seiner Herkunftsfamilie und seiner Ahnen.
So sind möglicherweise unbewußte und daher auf den ersten Blick unsichtbare "Verstrickungen" oder "Identifikationen" mit lebenden oder bereits verstorbenen Familienmitgliedern die Ursache einer Problematik in der Gegenwart.
Mit Hilfe einer systemischen Aufstellungsarbeit können solche Verstrickungen sichtbar gemacht und gelöst werden.
Anmerkung: diese therapeutische Vorgehensweise ist keine Kassenleistung und muß vom Patienten selbst getragen werden.